Var - Tal

 
     
   
     
     
     

 

 

 

 

 
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Var - Tal in Frankreich

 

 

 
 

 

Urtümliche Flußlandschaften im Hinterland von Nizza; die Nähe von Gebirge und Meer, eindrucksvolle Schluchten und eine vielfältige Pflanzenwelt bilden den besonderen Reiz.

 

Der Var hatte einst einen denkbar schlechten Ruf: Er galt als wild, unberechenbar und vagabundierend. Die gewaltigen Hochwasser rissen immer wieder Häuser und Brücken mit sich, die ihnen im Wege standen.

Das Wasser stieg bei einem Unwetter dermaßen schnell an, dass es oft unmöglich war, seine Habe in Sicherheit zu bringen. Der Warentransport ohne Brücken im Unterlauf war umständlich, da man je nach Wasserstand mit dem Boot oder bei Furten zu Fuß übersetzte.

Der misslichen Situation wurde 1860 ein Ende gesetzt, als man den Fluss zu zähmen begann. Durch Eindämmungen und Verbauungen hat der Var seine Wildheit weitgehend verloren und tritt seltener über die Ufer. Geblieben sind jedoch die imposanten Schluchten und Täler, die er und seine Zuflüsse geschaffen haben.

Gleichzeitig begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die häufigen Hochwasser nicht einfach naturgegeben, sondern eine Folge der Entwaldung durch Überweidung, Rodungen und Feuersbrünste waren.

1891-1910 kaufte der Staat im Quellgebiet 3750 ha Land und forstete einen Teil mit Hakenkiefern und Lärchen auf. Heute umfasst der Staatswald der Sources du Var 435 ha, und es wird weiter aufgeforstet.

Der Var ist 120 km lang und liegt überwiegend im Departement Alpes-Maritimes.

Er entspringt am Fuß des Cayolle-Passes oberhalb von Esteng auf ungefähr 1.800 m im oberen Entraunes-Tal.

lm Herbst, wenn sich die Lärchen goldgelb verfärben, zeigt es sich von seiner schönsten Seite. Es grenzt an den Nationalpark Mercantour und liegt zu einem Teil in dessen Pufferzone.

Bis zum Ersten Weltkrieg, als eine Straße gebaut wurde, war das Tal weitgehend isoliert und ist deshalb erstaunlich unberührt geblieben.

Dass dies so bleibt, dafür sorgt die Parkverwaltung, die sich bemüht, ein Gleichgewicht von Naturschutz, traditioneller Landwirtschaft und Tourismus zu finden. Man will vor allem Wanderer ansprechen, die ein gut ausgebautes Wegenetz und eine malerische Landschaft mit Wasserfällen, Seen und bunten Blumenwiesen schätzen.

Zwischen Guillaumes und Daluis hat sich der Fluss tief in den roten Schiefer geschnitten. Unterhalb der Gorges de Daluis erhebt sich die « Wächterin der Schlucht«, ein mächtiger Steinblock, dessen Silhouette an die Marianne erinnert. Bei Pont-de­Gueydan macht der Var einen scharfen Knick und fließt bis zu den Gorges de la Mescla in östlicher Richtung. Auf diesem Weg münden zwei Zuflüsse ein, die Roudoule und der Cians, beide mit großartigen Schluchten, die einen Abstecher lohnen.

Nach der Mescla-Schlucht macht der Var wiederum einen Bogen und eilt nun in südlicher Richtung dem Meer entgegen.

Imposant das Defile de Chaudan, ein langer Engpass, in den die Vesubie einmündet, deren Gorges ebenfalls sehenswert sind. Auf der rechten Seite hoch über dem Var liegt das Dörfchen Bonson.

Von der Terrasse der Kirche hat man eine prächtige Sicht auf die beiden Natursehenswürdigkeiten und die umliegenden Hügel.

Das Tal der Vesubie mit seinen rauschenden Wasserfällen und berühmten Panoramablicken gehört zu den schönsten Landschaften des Nizzaer Hinterlands.

Bei Saint-Martin-du-Var mündet der Esteron ein, und das Flußbett verbreitert sich. Bis Nizza durchquert der Var mediterranes Kulturland mit Olivenhainen und pittoresken Dörfern.

 

  Pflanzen und Tiere

Reizvoll an dieser Flußreise sind die verschiedenen Vegetationsstufen auf engem Raum, die von südlich-exotischen Pflanzen bis zu den Bergblumen der alpinen Region reichen. Das obere Entraunes-Tal ist für seine Vielfalt an Alpenblumen bekannt . In den Lärchenwäldern leben viele Vogelarten wie Fichtenkreuzschnabel, Baumpieper, Schwarzspecht , Sommergoldhähnchen, Waldbaumläufer, Tannenmeise, Ringdrossel und Zitronengirlitz. Über der Waldgrenze gibt es zahlreiche Murmeltiere. Sie sind nicht besonders scheu und lassen sich gut beobachten, vor allem am früheren Vormittag. Stolz ist man auf die ansehnlichen Bestände der geschützten Roten Waldameise; allerdings erwecken die schönen Schmetterlinge wie der große Silbergrüne Bläuling, der orangefarbene Dukatenfalter, der Große Perlmuttfalter, der Kaisermantel und der Hochalpenapollo mehr Aufmerksamkeit.

 

  Rundreise

Die Vallee du Var und alle anderen genannten Täler sind durch Autostraßen erschlossen. Das Var-Tal ist mit dem Cians-, dem Tinee- und dem Vesubie-Tal zudem durch eine Bergstraße verbunden, die parallel zum Mercantour-Nationalpark verläuft. Dadurch lassen sich verschiedene Rundreisen zusammenstellen.

Umweltfreundlich ist die Fahrt mit dem berühmten Pinienzapfen-Bähnchen, das von Nizza durchs untere Var- Tal und weiter über Annot und Barreme nach Digne-les ­Bains fährt. Genannt wird der »Train des Pignes« so, weil es heißt, früher sei die Lokomotive mit den großen Zapfen eingeheizt worden, die der Führer am Trassenrand einsammelte. Jedenfalls ist das nostalgische Bähnchen, das 1911 zum ersten Mal über die 151 km lange einspurige Trasse dampfte, auch heute noch nichts für Eilige, obwohl es nur etwas mehr als 3 Stunden vom monumentalen Jugendstilbahnhof der Chemins de fer de Provence in Nizza bis nach Digne benötigt.

Dabei steigt es von 22 m Höhe auf 1.013 m nach der Station von Meailles, fährt durch mehrere Tunnels und über 33 Brücken und Viadukte. Die vielen kleinen Bahnhöfe und Haltestellen an der Strecke erlauben es auch, nur auf einem Teilstück mitzufahren.

 

  Nizza

  Mercantour-Nationalpark